Dienstag, 4. September 2007

Näbel und Champä – 12 SL max. 6a - davon 4

Nach dem missglückten Versuch an der Jungfrau hatten wir noch zwei weitere Schlechtwettertage hinter uns gebracht und neue Hoffnung auf eine versprochene Wetterbesserung. Morgens um kurz nach 7:00 Uhr waren noch ein paar dickere Wolken an den Hängen um uns herum zu sehen. Wir taten diese als Morgennebel ab und machten uns fertig für eine Tour an den Engelhörnern. Man erreicht diese vom Ende einer mautpflichtigen Straße aus, von wo man noch ca. 2 Stunden bis zum Einstieg den Berg hinauf geht.


Ein Teil des Weges zur Engelhornhütte ist im obigen Bild zu sehen. Der Morgennebel war mittlerweile übrigens etwas dichter geworden. Im Foto unterhalb sieht man hingegen die Engelhörner und fast keine Wolken mehr.


Um zur Vorderspitze zu gelangen, mussten wir eine ziemlich nasse und kalte Felsrinne durchsteigen, die wegen ihrer Steilheit und der erwähnten Eigenschaften ziemlich schmierig und heikel war. Nach ungefähr drei Stunden und viel Sucherei hatten wir (eigentlich schon viel zu spät) den Einstieg in die Route gefunden. Man sieht mich im folgenden Bild die erste Seullänge sichern.


Vielleicht kann man mir auch ansehen, dass nicht die von uns gewünschten Verhältnisse herrschten. Es war gegen Mittag und wir hatten eine Lufttemperatur von ca. 8°C. Von der Felstemperatur sollte man besser gar nicht erst reden. Es war kalt!


Wie man unschwer erkennen kann, war es nicht nur kalt, sondern auch noch triefend nass auf den Felsen. Rutschige Tritte und Griffe machen bei gefühllosen Fingern selbst die 5b, in der Chuck gerade steht, anspruchsvoller als eine schöne 6a bei 25°C und Sonne.


Sonne gab es übrigens nicht. Wir steckten die meiste Zeit im Nebel. Dieser war stellenweise so dicht, dass man nicht mal die nächsten Meter Fels überblicken konnte. Das machte die Routenfindung schwerer und der Sichernde begann, sich am Stand schnell wie ein Eisklotz zu fühlen. Nicht einmal, wie so ein positiver Eisklotz, den man in ein Glas Cola steckt, sondern eher so wie ein negativer Eisklotz, den man mit kalten Fingern und der EC-Karte im Winter vergeblich von der Scheibe kratzen möchte.


Nach der vierten Seillänge und dichten Nebelschwaden, die uns höhnisch überholten, beschlossen wir umzudrehen. Von hier aus war es noch möglich, sich durch Abseilen zurückzuziehen.


Wir hätten wahrscheinlich auch weitermachen und die Route beenden können, aber dafür hätten wir noch einige Stunden sehr viel Leidensbereitschaft aufbringen müssen. Eigentlich wollten wir diese gut abgesicherte Route mit ihrer anstrengenden, steilen Kalkkletterei wie einen ausgiebigen Sonntagsspaziergang bei schönem Sonnenschein genießen. Aber vielleicht kommen wir dazu ja noch einmal zurück.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ahh, endlich kommt mal die bekannte 'Seullänge' zur Sprache, die gern bei schlechtem Wetter mit ihrer Verwandten der 'Saulänge' verwechselt wird. ;-))
Jan