Montag, 20. August 2007

Bügeleisen – 5 SL max. 5c+

Am Tag nach Sagittarius sollte eigentlich das Wetter schlecht werden. Wir gönnten uns also ein wenig mehr Schlaf und merkten erst zu etwas zivilisierteren Zeiten, dass draußen die Sonne schien.
Sicher sah das Wetter jedenfalls nicht aus, aber es würde wohl noch eine Weile dauern, bis am Nachmittag die ersten Schauer kommen sollten. Im Anschluss an das Frühstück suchten wir nach etwas kürzeren Routen, aus denen man sich notfalls schnell zurückziehen könnte. Wir wurden gegenüber der schon beschrieben Routen in Handegg fündig. Dort gibt es zwei kürzere Touren mit den Namen Bügeleisen und Bresil. Beide sind „gut“ abgesichert (siehe Erklärung in „Sagittarius“). Der Zustieg sollte 15 Minuten dauern und falls das Wetter schlecht werden sollte, könnte man sich einfach abseilen.
Wir parkten das Auto an einem kleinen Waldweg, von dem aus man schon den oberen Teil der Felsen zwischen den Bäumen sehen konnte. Ein paar Meter hinter dem Auto folgten wir einem Pfad in Richtung Felsen. Der Pfad wurde schmaler und ging tiefer in den Wald hinein, wo es steiler und das Gelände unwegsamer wurde. Ein paar Mal mussten wir umdrehen, da wir an einer Sackgasse angekommen waren. Nach ein paar Steinblöcken und einem großen Baumstamm konnte man nur noch raten, wo es weiterging. Wir kamen zu weiteren Felsplatten, auf denen man nicht mehr unbedingt Wegspuren erahnen konnte, auf denen es aber durchaus weiter nach oben gehen konnte. Später wurde unsere Wegsuche eher zu einem Durchschlagen durch niedrige Kiefern und zu einem Balancieren über steile Hänge mit nassem hohem Gras, das mit dem Hochentern eines Bachbettes endete. Nach einer weiteren felsigen Passage erreichten wir den Fuß einer großen Wand. Unsere Route war nicht zu sehen. Einen Pfad fanden wir auch nicht und wir hatten das Gefühl zu weit rechts zu sein.
Links von uns reichte die Felswand jedoch noch weiter ins Tal hinab, wir waren also wahrscheinlich nicht nur zu weit rechts, sondern auch noch zu weit oben. Umkehren wäre nicht ohne weiteres möglich gewesen, da der „Weg“ schon ziemlich übel gewesen war und er bergab sicher noch etwas mieser wäre. Außerdem waren wir ja für eine Kletterroute dort, die wir ja vielleicht noch finden könnten, wenn wir nach links gingen.
Man kam erst mal ganz gut unterhalb der Felswand nach links hinübergequert. Plötzlich standen wir jedoch vor einem Abbruch, der mit einigen niedrigen Kiefern bewachsen war. Den Boden konnte man erst wieder ein paar Meter weiter unten sehen. Ich hielt mich an den Zweigen der Bäumchen fest und machte einen Schritt in Richtung Boden, wobei einfach mein gesamtes Bein in den Kiefern verschwand. Ein paar Meter hangelte ich mich an den Bäumchen entlang, bis ich wieder steiles Gras unter mir hatte. Wir fanden uns mehrere Meter oberhalb unserer Route direkt neben dieser wieder. Über eine lange Bandschlinge und einen Haken in der Route konnten wir den Fels auf die andere Seite queren und gelangten so zum Einstieg.
Für den Zustieg hatten wir ungefähr die vierfache angegebene Zeit benötigt, waren total durchgeschwitzt und wussten nicht, wie lange das Wetter noch halten würde. Also entschieden wir uns für die leichtere der beiden Routen, die 5 Seillängen hat und mit maximal 5c+ bewertet ist.
Es stellte sich heraus, das dies wohl eine gute Entscheidung gewesen war, da wir einige steile Passagen zu meistern hatten, die uns dann doch ein wenig unterbewertet vorkamen.
Von den oberen Seillängen konnte man übrigens das Auto sehen. Wir befanden uns ziemlich genau direkt darüber. Den Pfad, den man eigentlich gehen sollte, konnte man auch erahnen. Nach der Kletterei seilt man zweimal an der Wand hinunter und dann schräg in eine Rinne, der man bis zum Fuß des Fels folgen kann. In der Rinne angekommen versuchten wir das Seil abzuziehen. Dieses glitt die Wand hinunter und verfing sich ziemlich weit oben in einem Riss, aus dem es sich nicht mehr von unten lösen ließ. Als letztes Abenteuer für den Tag musste Chuck noch einmal die brüchige Wand hinaufklettern, um das Seil zu befreien.
Es gab schon Tage, an denen es bei uns besser lief :-). Aber immerhin haben wir so eine 5 Seillängen Sportkletterroute zu einem anstrengenden alpinen Abenteuer erweitern können.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ihr solltet ein Buch veröffentlichen:
"Die abenteuerlichsten Ein- und Zustiege". Reichlich Material hättet Ihr ja schon. Chrr..