Dienstag, 28. August 2007

Siebenschläfer (incl. Engeliweg) – 14SL max. 6b+

Es war der 24. August und das nicht erst seit wir aufgewacht waren, sondern schon eine Weile bevor wir schlafen gingen. Wir hatten noch ein wenig in meinen Geburtstag hineingefeiert.


Der Titel dieses Berichts lautet Siebenschläfer. Das sollte aber eigentlich nicht bedeuten, dass wir nur bis 7:00 Uhr schliefen. Als mich Chuck um 7:00 Uhr weckte, war mir das jedenfalls eindeutig zu früh. Wir hatten am Abend zuvor beschlossen, bei gutem Wetter eine kürzere Tour zu klettern. Diesem Entschluss waren Überlegungen bezüglich längerer Tagestouren vorangegangen, die uns beide reizten, aber ein frühes Aufstehen und eine späte Rückkehr bedeutet hätten. Chuck meinte, da wir ja nun um 7:00 Uhr schon wach wären, könnten wir an meinem Geburtstag ja auch eher so ein „Highlight“ klettern.
Ich war jedoch viel zu müde und wollte die abends beschlossene Entscheidung nicht im Halbschlaf über den Haufen werden. Besonders im Hinblick auf die nächsten Tage, an denen wir jeweils um 5:00 Uhr oder 3:20 Uhr aufstehen müssten.


Nach weiteren Stunden Schlaf (genau drei Stück, da mir dann Sebastian telefonisch gratulierte) und einem gemütlichen Frühstück machten wir uns auf den Weg zum Grimselpass. Kurz hinter der Staumauer des Grimselsees wollten wir eine 6b mit fünf Seillängen klettern. Wir überquerten die Staumauer und blickten auf die Felsen des Sektors Marée. Das Einzige, was wir sehen konnten, war ganz schön viel Wasser ungefähr dort wo die Routen beginnen sollten. Wir guckten aus näherer Entfernung und überlegten viele Varianten, wie man dort wohl klettern sollte. Schließlich sahen wir keine Möglichkeit, zum Einstieg zu gelangen und versuchten im Grimselhospiz, einem Hotel oberhalb des Sees, Informationen zu bekommen. Wir erfuhren, dass das Wasser im Sommer eben den höchsten Stand erreicht und so die Touren wohl nicht möglich wären.


Ein bisschen enttäuscht suchten wir nach Alternativen. Eine davon wäre die zweite schwerere Route am Bügeleisen zu klettern (siehe Bericht Bügeleisen). Die zweite Alternative, die eigentlich ziemlich bescheuert war, bestand darin, die Route Siebenschläfer zu klettern. Bescheuert war diese Variante, da es schon gegen 14:00 Uhr war und die Route bei ihrer Länge von ca. 450m einige schwere Seillängen zu bieten hat.


Man muss eigentlich schon ein bisschen dumm sein, um eine solche Aktion zu dieser Tageszeit zu starten.
Zu unserer Verteidigung muss man sagen, dass die Route überaus gut mit Bohrhaken abgesichert ist und man sich aus jeder Seillänge abseilen kann. Außerdem hatte ich eine Stirnlampe dabei, damit der Rückzug im Dunkeln gelingen würde. Eine solche „Panikaktion“ (bei der objektiv nicht viel schief gehen konnte) reizte uns beide ziemlich, da wir uns ja gerade am Stausee schon vor dem ersten Felskontakt geschlagen geben mussten.


Man klettert zuerst den Engeliweg (5SL, max. 5b) und startet dann in den Siebenschläfer. Für die ersten vier Seillängen, die wir gegen 14:30 Uhr begannen „hoch zu rennen“, benötigten wir 35 Minuten und stießen dann auf eine Seilschaft vor uns. Diese wusste nicht so genau, wo sie herumkletterte und der Vorsteiger ächzte und stöhnte sich technisch von Haken zu Haken die erste Seillänge von Siebenschläfer (eine 6b) hinauf. Wir sahen langsam unsere Felle davonschwimmen, da wir ja in den verbleibenden Stunden vor dem Sonnenuntergang noch viel vorhatten und nun ausgebremst wurden. Die beiden vor uns nahmen jedoch einen Abzweig nach rechts und wir konnten passieren. Die Geschwindigkeit der ersten Seillängen war leider vorbei, da wir nun in schwererem Gelände unterwegs waren. Im oberen Bild sieht man Chuck in einer abdrängenden, steilen Rissverschneidung klettern, die mit 6b+ eine der beiden Schlüsselseillängen ist.


Nach dieser Passage, in der man neben einer guten Technik auch noch viel Kraft braucht, schlossen sich hauptsächlich Seillängen an, in denen wir zeigen mussten, wie viel Reibungskletterei wir während unseres Aufenthalts schon gelernt hatten.
Im oberen Bild fotografiere ich in eine 6a Querung zurück, in der man sich über wenig Struktur auf Leisten schwingen muss, die ziemlich hoch liegen.


In der später folgenden 6b+ musste man wieder seinen Körper in sehr hoch liegende Felsmulden schwingen und dort anpressen, um über fast strukturlose Wandteile hinwegzugelangen. Leider konnten wir hier eine sehr steile Reibungsstelle nicht überwinden und hatten sie A0 (1 p.a.) zu klettern. Das Gummi an den Kletterschuhen musste an diesem Tag sehr leiden und wirkte fast ein bisschen abgefetzt.


Mit der benötigten Gesamtzeit für die Route können wir jedoch ziemlich zufrieden sein. Dieses Foto wurde am Ende der letzen Seillänge um 19:00 Uhr aufgenommen. Während des Abseilens ging die Sonne unter und als wir auf dem Abstieg zur sicheren Straße waren, hatten wir schon zu wenig Licht, um stolper- bzw. rutschfrei dem schmalen Pfad durchs Dickicht zu folgen.
Bis wir alles für den nächsten Tag vorbereitet hatten, war es schon wieder nach Mitternacht.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ihr seid die Suuuperhelden, auch zwei Locals überholt! Und am Abend noch bis Mitternacht für den nächsten Tag gepackt ... und das mit drei Stunden SChlaf - wie heroisch, nachdem Walter Britschgi die Route auf Klettergartenniveau abgesichert hat.

Und dann auch noch dieser humorfreie Bericht, ich krieg mich nicht ein.
Wolfgang, Luzern

Anonym hat gesagt…

Wir freuen uns immer über nette Kommentare, noch dazu von echten Profis, die wissen, wovon sie schreiben!
Aber vielleicht ist 22:32 ja auch nicht Deine beste Zeit?
Oder bist Du etwas einer von den beiden, die wir überholten, und nun in Deiner Kletterehre gekränkt? Dann sorry, aber unterwegs wart Ihr eigentlich sehr nett!