Montag, 20. August 2007

Sagittarius - 13 SL , max. 6b

In dem vorherigen Bericht steht, wir wären wegen eines Sonnenbrandes aus Südfrankreich geflohen. Das ist nur die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte ist mal wieder das Wetter gewesen. Am Sonntag sollte es bei uns in der Schweiz wieder Sonne geben, also mussten wir natürlich sofort zurück, um weitere Touren in Angriff zu nehmen.
Den Tag nach unserer Rückweise starteten wir also morgens früh am Fuße der Route Sagittarius, welche eine maximale Schwierigkeit von 6b in ihren insgesamt 13 Seillängen aufweist. Wegen der westlichen Ausrichtung der Wand sind die ersten Fotos alle ziemlich schattig.


Natürlich waren wir auch nicht die einzigen Kletterer, die sich an diesem Tag an dieser Route versuchen wollten. Die Einzigen zu sein gelingt uns meistens nur dann, wenn der Zustieg zur Route nicht so einfach und die Absicherung nicht so üppig ist. Sagittarius war „super“ abgesichert. Die Bewertung „super“ bedeutet im Kletterführer das Vorhandensein vieler Haken und „Gefährliche Stürze sind nicht möglich.“. Das zieht immer mehr Leute an, als Bewertungen wie „gut“ (hier „vereinzelt sind gefährliche Stürze möglich. Sei tapfer, denke positiv…“) oder gar die Wertung „So..so“, bei der man schon genau wissen muss, was man tut :-).


Im obigen Foto stehe ich gerade über der „schwarzen Kante“, die sich dank einiger Risse und anderer Strukturen sehr nett klettern ließ. An dem Ende der Kante musste man jedoch ein Stück nach rechts queren, welches wegen kaum vorhandener Strukturen nicht mehr so gut zu klettern war.


Insgesamt war die Kletterei in der Route schön gemischt und abwechslungsreich. Die beiden umschließenden Bilder sind in einer Seillänge aufgenommen, die „30-Meter-Riss“ heißt. Hier muss man einem sehr langen Riss (ich vermute 30 Meter lang) folgen, der sich bis zum nächsten Stand hinaufzieht und sehr nett mit etwas Kraft zu klettern ist.


Dem Riss folgt die Schlüsselseillänge, welche mit 6b bewertet ist und den Beinamen „Toms Dach“ trägt. Wir hatten vermutet, dass es sich um eine steile Dachkletterei mit guten Griffen handelte, an denen man ein paar Mal kräftig ziehen musste, was die Schwierigkeit ausmachte. Solche Art der Kletterei trauten wir uns ganz gut zu, jedenfalls eher als eine 6b ohne Griffe und Tritte, die steile Reibungskletterei verlangt. Aber genau das erwartete Chuck, als er die Seillänge vorstieg.
Reibungskletterei bedeutet, dass man seinen Fuß irgendwo auf dem Fels im Nichts platziert und dann hofft, durch eine Verlagerung des Körperschwerpunktes so viel Gewicht auf den Fuß zu bekommen, dass das Gummi der Sohle durch den Druck auf dem Fels hält. Manchmal hält es nicht, oder man kann den Schwerpunkt erst gar nicht so richtig verlagern, da man keine Griffe hat, um seinen Körper entsprechend verschieben zu können.


Hier hatte ich gerade die Dachstelle hinter mir und befand mich in einer anschließenden Platte, in der man sich weiterhin nur mit Reibungskletterei nach oben bewegen konnte.


Wie angesprochen gab es alle möglichen Arten von Kletterei. Im oberen Teil der Route wurde der Granit für ein paar Seillängen steiler und griffiger. So wie sich der Charakter der Route veränderte, veränderte sich leider auch das Wetter. Es zogen immer dickere Wolken auf, die auch immer tiefer zu uns hinunter kamen. Im nächsten Bild sieht man rechts über mir schon die Wolken und direkt an mir eine etwas wärmere Bekleidung, da es mit der Wetteränderung auch kälter geworden war.


Die Seilschaft, welche uns direkt folgte, brach wegen des Wetters schon vor dem Ende der Route ab, wir erreichten jedoch noch trocken das Auto.

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